Our counseling offers
· Open counseling for everybody
Mondays, Wednesdays 9:00 am – 12:00 am
· Additional refugee counseling Mondays 1:00 pm – 3:00 pm
· HIV- and STI-Counseling and testing Tuesdays 5:00 pm – 7:00 pm
1., 3., 5.Tuesday/month everybody 2., 4. Tuesday gays only
· Trans*-Counseling Fridays 3:00 pm – 5:00 pm
· Weekly group meeting
Rainbow-refugee-Meeting Mondays 4:00 pm – 6:00 pm
Meeting, helping, sharing, having good time with coffee
Contact:
rainbow@hauschildhaus.de
Hilfe für Geflüchtete mit lesbischer, schwuler, bi-, trans*- oder intersexueller Identität in Hessen
Im Zuge der Flucht- und Migrationsbewegungen der vergangenen Jahre haben sich neue Herausforderungen an das System der Geflüchtetenhilfe auch in Hessen ergeben. Seit 2014 ist die Zahl der geflüchteten Menschen mit lesbischer, schwuler, bisexueller, trans*- und intergeschlechtlicher Identität (LSBT*I) gewachsen. Mit der Flucht nach Deutschland verbinden Menschen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität im Herkunftsland verfolgt werden, die Hoffnung auf ein Leben ohne Stigmatisierung, Ausgrenzung und Verfolgung. Zudem gibt es in der Gruppe der Menschen, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland geflohen sind, einige, die hier erstmals die Möglichkeit erfahren, ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität offen zu leben. Diese Menschen beginnen erst in Deutschland mit dem Prozess des Coming-out.
Zum großen zivilgesellschaftlichen Engagement für geflüchtete Menschen gehörte auch die Bildung von ehrenamtlichen Unterstützer*innengruppen für geflüchtete LSBT*I. Diese ehrenamtlichen Gruppen haben die Zielgruppe engagiert begleitet. Es hat sich aber früh gezeigt, dass die Problemlagen der Angehörigen der Zielgruppe oftmals komplex sind und es eines professionellen Angebots der Sozialen Arbeit bedarf. Die neun AIDS-Hilfen in Hessen haben ein solches Beratungsangebot für ganz Hessen geschaffen. Von ihren Standorten in Frankfurt, Wiesbaden, Kassel, Darmstadt, Offenbach, Gießen, Marburg, Fulda und Hanau aus versorgen sie geflüchtete LSBT*I mit Beratung und intensiver Einzelfallbegleitung im ganzen Bundesland. Seit 2017 geschieht dies im Rahmen eines landesweiten Beratungsnetzwerks, das unter dem Namen „Rainbow Refugee Support“ firmiert. Der Aufbau des Netzwerks wurde durch Förderung des Hessischen Sozialministeriums erst ermöglicht. Damit ist das Netzwerk auch Bestandteil der differenzierten Bemühungen des Bundeslandes um die Bewältigung der Herausforderungen im Bereich Flucht, Migration und Integration. Diese Broschüre richtet sich an unsere Partner*innen in Behörden, in der Politik, der Zivilgesellschaft, bei anderen Organisationen und Einrichtungen der Geflüchtetenhilfe und an die interessierte Öffentlichkeit. Wir stellen Ihnen typische Problemlagen der von uns begleiteten Menschen vor, schildern Ihnen, welche Angebote wir für geflüchtete LSBT*I vorhalten und wie Sie mit uns in Kontakt treten können. Gerne stehen wir für Ihre weiteren Fragen zur Verfügung und bieten praktische Hilfe bei der Versorgung geflüchteter LSBT*I an. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.
Die AIDS-Hilfen sind aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Bereich der Beratung und Begleitung von LSBT*I und von Migrant*innen und ihrer Nähe zu diesen Zielgruppen fachlich gut für die Arbeit mit der Zielgruppe ausgestattet. Dort, wo das Arbeitsfeld neue inhaltliche Herausforderungen mit sich brachte, wurden Kompetenzen der zuständigen Mitarbeiter*innen erweitert. Die Mitarbeiter*innen vernetzen sich zur Qualitätssicherung und der Bearbeitung von Fällen auf der Ebene des Bundeslandes. Die Koordination des Netzwerks hilft den örtlichen AIDS-Hilfen bei der Bearbeitung komplexer Problemlagen aufenthalts- und sozialrechtlicher Natur und in Bezug auf spezifische Bedarfe der medizinischen und psychologischen Versorgung. Die AIDS-Hilfen stellen dem Netzwerk ihre Räumlichkeiten und weitere praktische Arbeitshilfen zur Verfügung. Von den Standorten der AIDS-Hilfen aus werden auch Geflüchtete in entlegenen Gemeinschaftsunterkünften mobil psychosozial versorgt. Auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen ist das Beratungsnetzwerk präsent. Die Nachfrage hat die Erwartungen übertroffen. Bereits im ersten Dreivierteljahr (April bis Dezember 2017) der Arbeit wurden ca. 150 Personen versorgt. Die Gruppe der Nachfragenden ist relativ jung und weist einen hohen Anteil von Menschen mit Trans*-Identität auf. Zudem ist das Profil der Herkunftsländer für den Bereich der Geflüchtetenarbeit besonders. Die Arbeit lässt sich nur durch den Aufbau eines kompetenten Netzwerks von Einrichtungen der Geflüchtetenhilfe, Dolmetscher*innen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen, Anwält*innen und ehrenamtlichen Unterstützer*innen meistern.
Ziel der Arbeit ist es, Menschen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität im Herkunftsland erhebliche Diskriminierung, Gewalt oder strafrechtliche Verfolgung zu befürchten haben, bei der Klärung einer Bleibeperspektive in Deutschland zu unterstützen. Hierzu gehören, neben der Klärung des aufenthaltsrechtlichen Status, die Förderung der sozialen und beruflichen Integration, Hilfen zur Stärkung des Selbstwertgefühls als Angehörige der LSBT*I-Gruppen und Hilfen beim Umgang mit Diskriminierung auch in Deutschland und die Sicherstellung spezieller medizinischer und psychologischer Versorgung (z. B. für Geflüchtete mit einer HIV-Infektion, Traumatisierung oder im Prozess der geschlechtlichen Transition). Auf Wunsch der Betroffenen wird Zugang zu den „Communities“ der LSBT*I geschaffen.
Die Bedürfnisse der Angehörigen der Zielgruppen sind komplex, da sich allgemeine Probleme geflüchteter Menschen in Deutschland mit besonderen Problemen geflüchteter LSBT*I verschränken, die im Hilfesystem nicht ausreichend bekannt sind oder nicht bearbeitet werden können. Zu den Problemen der Zielgruppe gehören zunächst die Klärung des Aufenthaltsstatus und die soziale Integration in Deutschland: Inanspruchnahme von Sozialleistungen und Zugang zum Gesundheitssystem, Zugang zu Sprachkursen, Wohnmöglichkeiten, Aufnahme von Beschäftigung. Bei Geflüchteten, die lange in der Erstaufnahmeeinrichtung verbleiben müssen, kommt der Bedarf nach ergänzender materieller Versorgung hinzu.
LSBT*I haben zusätzliche gesundheitliche Probleme: Für einen Teil muss eine HIV-Therapie sichergestellt werden, ein weiterer Teil hat psychotherapeutischen Hilfsbedarf aufgrund von Traumatisierung. Trans*-Personen benötigen Psychotherapien, die, auch aufgrund von Sprachbarrieren, nur schwer sicherzustellen sind. Hinzu tritt für Angehörige dieser Gruppe der Bedarf nach Hormonbehandlung, insbesondere wenn die Behandlung bereits im Herkunftsland begonnen wurde. Geflüchtete LSBT*I benötigen Hilfe zur Findung eines stabilen Selbstempfindens – „Identitätssupport“. Oftmals ist die eigene geschlechtliche oder sexuelle Identität mit großem Schamgefühl und Selbstablehnung verbunden. Daher bedarf es auch der Schaffung von Schutzräumen: Orten und Zeiten der Begegnung mit anderen geflüchteten LSBT*I und Zugänge zu den Strukturen der „Communities“. Gelegentlich ist auch das Wissen über sexuell übertragbare Erkrankungen, wie HIV, und die Möglichkeiten des Schutzes davor, nicht oder nur teilweise vorhanden. Dann besteht der Bedarf nach primärpräventiver Aufklärung. Das Leben von LSBT*I in Erstaufnahmeeinrichtung und Gemeinschaftsunterkünften ist teilweise durch Konflikte mit Mitbewohner*innen geprägt. Hier müssen die Berater*innen Maßnahmen zum Schutz vor psychischer und physischer Gewalt in die Wege leiten. Da geflüchtete LSBT*I Zugänge zu Strukturen der LSBT*I-Communities in Hessen benötigen, ist in manchen Fällen auch Einflussnahme auf die Zuweisung der Betroffenen auf die hessischen Kommunen vonnöten. Zudem fällt es Angehörigen der Zielgruppen aufgrund ihres kulturellen Hintergrundes oftmals schwer, im Asylverfahren die Gründe ihrer Bedrohungslage im Herkunftsland transparent zu schildern. Leider kommt es daher auch zur Ablehnung von Menschen, die bei einer Rückkehr ins Herkunftsland Verfolgung und Gewalt aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität im Herkunftsland befürchten müssen.